Geschätzte Lesezeit: 11 Minute(n)
Inhaltsverzeichnis ein-/ausklappen
Das schamanische Weltbild – eingebunden in die jeweilige Kultur
Der Schamanismus ist stets eingebettet in das jeweilige Weltbild der Kultur, in der der Schamane bzw. die Schamanin lebt und wirkt. Doch eines scheint weltweit gleich zu sein: Alles ist beseelt.
Das bedeutet, dass wir mit allem in Verbindung treten können: mit einem Hund, einem Baum, einem Kristall, einem Kugelschreiber, einer Tablette, einem Haus oder einem Apfel. Alles trägt Bewusstsein, alles antwortet, wenn wir wirklich zuhören.
Alles ist eins
Ich selbst gehe allerdings noch weiter. Und hier zeigt sich ganz grundlegend der andere Zugang zum Schamanismus, wenn man nicht an Traditionen gebunden ist.
Meine Geister haben mir eine ganze Weile das Buch „Gespräche mit Gott“ von Neale Donald Walsch ans Herz gelegt. Jedes Mal, wenn ich in einer Buchhandlung stand, fiel mein Blick darauf und jedes Mal legte ich es wieder weg. Der Titel klang mir zu religiös, zu brav und zu „heilig“.
Nach etlichen Besuchen der Buchhandlung nahm ich es dann doch irgendwann in die Hand und … konnte es nicht mehr aus der Hand legen. Abgesehen von all den anderen Gedanken, die in diesem Buch im Plauderton zur Sprache kommen, ist ein Gedanke zentral: Alles ist eins.
Dieser Satz hat meine Sicht auf das Leben mehr verändert als alles andere. Er fand leicht Zugang zu meinem Herzen, weil er dort ohnehin schon existierte und ich diese Einheit allen Seins tief in mir spüre.
Alles ist eins geht weit über den Gedanken der Verbundenheit von allem was ist hinaus. Es gibt nur das Eine und nichts anderes. Das heißt, jeder Mensch, jedes Tier, jede Pflanze, jeder Stein und jeder Gegenstand, ebenso wie alle geistigen Wesen sind alles Anteile des einen selben „Dinges“, das alles ist.
Für mich gehören folgende Sätze zusammen:
Alles ist eins.
AllEs und ich sind eins.
AllEs ist ich.
Ich bin AllEs.
Ich bin alles.
Über dieses Eine Sein, seine Bedeutung und seine Auswirkungen auf das gelebte Leben ließe sich ein ganzes Buch schreiben.
Tod und Leben
Für Schamaninnen und Schamanen ist es klar, dass es nur das Leben gibt. Der Tod als Zustand existiert nicht. Es gibt Übergänge von einem Zustand in einen anderen, etwa vom Leben mit Körper in ein Leben ohne Körper und wieder zurück.
Vater Tod begleitet uns auf diesem Weg. Als geistige Wesenheit ist er für mich ein liebevoller und weiser Helfer. Er führt uns nicht nur über die große Schwelle vom Leben in die Anderswelt, sondern auch durch all die kleinen Tode innerhalb eines Lebens: den Abschied von einem alten Selbst, einer Arbeit, einer Beziehung oder einem Gedanken, der uns nicht mehr dient.
Wenn wir Vater Tod um Unterstützung bitten, hilft er uns, das Alte loszulassen, so dass es spürbar leichter werden kann. Er kappt die Fäden, die uns binden. Er hat ja seine Sense dabei.

Während meiner Entwicklung zur Schamanin musste ich viele Tode sterben. Immer wieder war ich aufgefordert, alles loszulassen, damit ich mich erneuern konnte und auch damit ich mich nicht so sehr an die Welt der Formen klammere.
Der Tod sucht uns immer dann auf, wenn es darum geht, das Leben, die Lebendigkeit und die Entwicklung der Seele zu unterstützen. Das klingt vielleicht befremdlich, lässt sich aber leicht erklären.
Manchmal geraten wir in Lebenssituationen, die keine Bewegung mehr zulassen. Wir halten fest, bis nichts mehr fließt. (Wenn es den Tod als Zustand gibt, dann wäre er vermutlich am ehesten genau eine solche Situation.) In solchen Momenten entscheidet sich unsere Seele vielleicht, den Körper zu verlassen, um die Erfahrung zu vollenden.
Viele Menschen fürchten den Tod, weil sie glauben, das Unbekannte zu fürchten. Doch wir kennen das Sterben und auch das, was folgt. Wir waren schon oft auf der Erde und haben sie genauso oft verlassen.
Ich glaube, wir fürchten das Sterben vor allem dann, wenn etwas in uns noch unvollendet ist: ein offenes Wort, eine unerfüllte Sehnsucht, eine nicht gelebte Liebe. Oder wenn wir uns zu sehr mit dem Körper identifizieren und vergessen, dass wir Seele sind.
Und selbst wenn wir manches in einer Inkarnation nicht vollenden, ist das kein Verlust. Wir können immer wiederkommen. Das Leben gibt uns so viele Möglichkeiten, wie wir brauchen.
Nicht immer, aber manchmal haben frühere Inkarnationen, also unsere Entscheidungen, manche Erfahrungen und damit verbundene Reaktionen einen Einfluss auf unser jetziges Leben hier auf der Erde.
Grenzen versus Grenzenlosigkeit
Das Thema Grenzen fasziniert mich, weil es das Denken selbst herausfordert – manchmal bis zum Knoten im Kopf.
EWenn alles eins ist, dann sind auch wir grenzenlos. Und je tiefer wir uns darauf einlassen, desto mehr können wir diese Grenzenlosigkeit spüren: als Ausdehnung, als Weite, als unendlichen Raum in uns. Manchmal kann es sich anfühlen, als würden Milliarden von Galaxien in uns atmen.
Dieses Eintauchen in das Grenzenlose ist überwältigend schön. Wir können Frieden, Freiheit und tiefe Stille erfahren und unser Bewusstsein in jeden Winkel des Universums lenken. Das relativiert manches Problem, das wir hier auf der Erde zu haben scheinen und es übt darin, die Perspektive zu wechseln.
Doch wenn wir zu lange in diesem Zustand verweilen, verlieren wir den Halt in der irdischen Welt. Dann bleiben die Möglichkeiten Möglichkeiten und werden nicht zu Wirklichkeiten. Um zu erschaffen, braucht es unseren Fokus hier auf der Erde.
Als grenzenlose Wesen haben wir uns entschieden, in die Begrenzung zu gehen. Wir haben uns Eltern, Körper und Umstände gewählt, um zu erfahren, wie es ist, Licht in Dichte zu bringen. Gemeinsam mit unserer Mutter – und auch mit unserem Vater – haben wir den Körper vorbereitet, in den wir uns nach und nach hineinverkörpert haben.
Mit der Geburt sind wir in die Welt der Materie getaucht. Die Dichte, die Schwerkraft, die Bedingungen hier und in unserer Ursprungsfamilie formen unseren Erfahrungsraum. Aus diesem Raum heraus entstanden unsere Überzeugungen: unsere inneren Grenzen. Mit ihnen spielen wir das Spiel der Inkarnation. Wir reißen Mauern ein, verschieben Linien, errichten neue.
All das tun wir, um uns als Schöpferwesen zu erkennen. Hier, in der irdischen Realität, sind wir nicht mehr im grenzenlosen Meer der Möglichkeiten, sondern in einer Welt, die von individuellem und kollektivem Bewusstsein gestaltet wird.
Hier können wir nun in das Feld aller Möglichkeiten hineingreifen und bestimmen, was wir von dem allen, das wir eigentlich sind, hier und jetzt im Speziellen sein wollen. Wir haben die Freiheit des unspezifischen AllEs aufgegeben und leben die Freiheit der Wahl. Wir wählen immer in jeder Sekunde, mit jedem Atemzug.
Wenn wir uns jedoch zu sehr in die Dichte verlieren und unser wahres Sein vergessen, wird das Leben schwer. Dann helfen uns unsere Erfahrungen, uns zu erinnern, wer wir wirklich sind.
Nach meiner Erfahrung ist es hilfreich, eine Balance zu finden und zwischen dem Meer aller Möglichkeiten und dem Erfahrungsfeld, das uns die Materie bietet, hin und her zu pendeln. Das eine bringt Ideen und zeigt uns Wege, die wir in der Dichte nicht sehen können und das andere bietet die Möglichkeit, die Dinge auf körperlicher Ebene zu erfahren.
Ich nehme mich selbst immer wieder als eine Art Donut im Universum wahr. Oben und unten kommt das AllEs in mich hinein, der Kringel um mich herum ist das kollektiv erschaffene Erfahrungsfeld und in der Mitte ist mein scheinbar begrenztes Ich.
Und so tanzt das Eine in unzähligen Formen, als Stern, als Mensch, als Gedanke, als Atem. Es kennt weder Anfang noch Ende, nur die Freude, sich selbst immer wieder zu erfahren.
FAQ
Ist Schamanismus an bestimmte Kulturen gebunden?
Traditionelle Formen sind kulturell eingebettet. Mein Zugang ist erfahrungsbasiert (neo-schamanisch): die Praxis folgt der direkten Beziehung zur geistigen Welt: respektvoll gegenüber Traditionen, aber nicht daran gebunden.
Was bedeutet „Alles ist eins“ konkret im Alltag?
Einheit heißt: Ich erlebe Beziehung statt Trennung. Praktisch zeigt sich das als mehr Verbundenheit, weniger Kampf, klarere Entscheidungen und ein feineres Zuhören auch gegenüber Natur, Körper und Dingen.
Gibt es den Tod aus schamanischer Sicht?
Der Tod ist kein Zustand, sondern ein Übergang: vom Leben mit Körper in ein Leben ohne Körper und umgekehrt. Wandel geschieht auch innerhalb einer Inkarnation: alte Selbstbilder sterben, Neues darf werden.
Wer ist „Vater Tod“?
Eine liebevolle, weise Wesenheit, die Übergänge begleitet: bei großen Schwellen (Sterben) und bei kleinen Toden (Loslassen von Beziehungen, Mustern, Arbeiten). Er kappt Bindungen behutsam und klar.
Wie balanciere ich Grenzenlosigkeit und irdisches Leben?
Beides ist wesentlich: Weite schenkt Sinn und Frieden, Fokus erschafft Wirklichkeit. Ich pendle bewusst: Inspiration in der Weite holen und Verkörperung und Handeln in der Materie.
Ist „Kommunikation mit Dingen“ nicht Projektion?
Aus Alltagslogik wirkt es so. Erfahrungsbasiert zeigt sich: Alles ist Beziehung. Ob man es „Bewusstsein“ nennt oder „Resonanz“ – entscheidend ist die Qualität: achtsam, respektvoll, prüfend.
Muss ich an Reinkarnation glauben, um dem zu folgen?
Nein. Du kannst mit der inneren Logik arbeiten: Unvollendetes zeigt sich als Impuls zur Wandlung. Wer mit früheren Leben arbeitet, findet darin oft Bilder, die Heilung erleichtern und der Glaube ist optional.
Wie gehe ich mit Angst vor dem Sterben um?
Zuerst fühlen und anerkennen. Dann klären, was offen ist (Beziehungen, unerledigte Schritte). Verbundenheit üben, Vater Tod um Begleitung bitten, und den Körper durch Atem und Erde beruhigen.
Wie kann ich EinSein praktisch erfahren?
Stille, Atem, Naturkontakt; weicher Blick in die Weite; Präsenz im Körper; Fragen ins Feld („Was will jetzt werden?“). Kurz verweilen und dann eine kleine, klare Handlung setzen.



Schreibe einen Kommentar